Kleine Frau, was nun?

Montag, April 16, 2007

Die Schatten des Wassers

Gestern war ein wunderschöner Sonnentag. Als wir vom Spaziergang in den Haagschen Wäldern zurückgekommen sind und in der Wohnung standen, war da auf einmal ohrenbetäubender Lärm. Ich trat auf die Terrasse - und ein Hubschrauber stand knapp über mir in der Luft. Mein erster Gedanke war "Holleeder!" Aber der liegt ja noch im Koma.
Mir war unwohl, weil der Hubschrauber stundenlang über unserem Viertel kreiste. Polizeiautos fuhren durch die Straßen, Motorradpolizisten durchkämmten das Gebiet. Ich ging vor das Haus, weil sich die Menschen auf der Straße versammelten und erfuhr, was los war. Ein vierjähriger Junge war verschwunden. Ein schreckliches Gefühl durchfuhr mich.
Schließlich kam die Feuerwehr mit einem Kleinbus, aus dem drei Männer in Taucheranzügen stiegen. Sie kletterten in die kleine Gracht, gleich neben unserem Haus und durchwühlten das Wasser systematisch. Ich wendete mich ab. Zum Glück versperrt ein großes Haus die Sicht auf die Stelle, an der sie ihn fanden.
Um viertel vor sieben strömte die Menschenmenge auf der Straße an der Gracht auseinander. Die Hände vor den Mund geschlagen, die Gesichter vor Entsetzen verzerrt. Rund um unser Haus rotes Flatterband von der Polizeiabsperrung. Wenig später schreit eine Frau vor Schmerz durch das Viertel. Weinen und Schreie der Familie schallen noch eine Weile durch die laue Abendluft.
Ich frage mich: Hätte ich das Unglück sehen und etwas tun können?
Und heute morgen scheint die Sonne wieder.

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